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Wie weiter mit dem digitalen Unterricht? Die Corona-Krise als Chance nutzen

Nach den bundesweiten Schulöffnungen gibt das DsiN-Projekt DigiBitS – Digitale Bildung trifft Schule zehn Tipps und Empfehlungen zur digitalen Unterrichtsgestaltung – in der Schule und zuhause.
Junge Schülerin lernt von zu Hause: Empfehlungen aus dem Projekt DigiBitS - Digitale Bildung trifft Schule
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Foto: Muscat_Coach / pixabay

Pandemiebedingt waren alle Schulen in den letzten Wochen geschlossen. Der Unterricht sollte aber trotzdem fortgesetzt werden – aus der Ferne. Diese neue Situation stellte Lehrkräfte vor die Herausforderung, Schüler*innen digital zu erreichen und zu motivieren, selbstständig zu lernen.

Genau hier, bei der Digitalisierung, habe die Corona-Pandemie die Probleme an deutschen Schulen offengelegt, so der Tenor heute in zahlreichen Presseberichten. Mancherorts wird gar vom "großen Schulversagen" gesprochen. Tatsächlich offenbarte die Corona-Krise viele bildungspolitische Probleme. Zu nennen ist vor allem eine digitale Spaltung: Ein großer Teil einkommensschwacher Familien konnte nicht erreicht werden, Schulen waren und sind aufgrund einer fehlenden technischen Ausstattung nicht der Lage, Familien Leihgeräte zur Verfügung zu stellen. Ausstattungsprogramme der Länder sollen nun dazu beitragen, eine digitale Chancen- und Bildungsgerechtigkeit herzustellen.

Bei aller Kritik gibt es auch Lichtblicke: Die Lehrkräfte-Befragung des Deutschen Schulportals zeigt auf, dass es der Hälfte der befragten Lehrkräfte erfolgreich gelang, digitale Lern- und Arbeitsplattformen für ihren Unterricht einzusetzen. Viele nutzten Messenger, Erklärvideos, Präsentationen, Video-, Audio- und Schreibkonferenzen, um Schüler*innen zu unterrichten. Angesichts der Kürze der Zeit ist das beeindruckend.

Schulen wieder offen – Wie weiter mit den digitalen Formaten?

In dieser Woche wurden die Schulen wieder geöffnet, für die Jahrgänge, für die in diesem oder im nächsten Jahr Abschlussprüfungen anstehen. Neben der Frage, wie Abstandsregeln und Hygienevorschriften eingehalten werden können, stehen Lehrkräfte nun vor der Herausforderung, den bisher eingeführten digitalen Fernunterricht für alle Schüler*innen, die zuhause bleiben, längerfristig zu etablieren, mindestens bis zu den Sommerferien, möglicherweise darüber hinaus.

Gleichzeitig müssen sie den Präsenzunterricht innerhalb der Schule planen und durchführen. Dabei stellt sich die Frage: Bietet der Fernunterricht der letzten Wochen eine Chance, den Unterricht an Schulen digital weiterzuentwickeln? Können digitale Tools und Methoden, die zum Einsatz kamen, in den Präsenzunterricht überführt und längerfristig in den Schulalltag integriert werden?

Konkrete Empfehlungen des Projekts DigiBitS – Digitale Bildung trifft Schule

  1. Nutzen Sie die digitale Lernplattformen der Bundesländer: Zahlreiche Bundesländer haben eigene Lernplattformen ins Leben gerufen – datenschutzkonform und kostenfrei. Diese können Sie nutzen, um Aufgaben und modulare Kurse zu erstellen, Feedback zu geben, Termine zu verwalten oder Schüler*innen Rückmeldungen über ihre Leistungen zu geben. Im DigiBitS-Materialpool finden Sie eine bundeslandspezifische Übersicht über alle Lernplattformen mit Ansprechpartnern, Lernvideos und Online-Fortbildungsangeboten. Nutzen Sie diese.

    Lassen Sie sich auch von den kostenfreien und sicheren Angeboten anderer Bundesländer inspirieren. So z. B. vom Digital Learning Lab aus Hamburg, von der hessischen Lernplattform Mauswiesel oder von den Angeboten der Berliner Kindersuchmaschine fragfinn.de, die für Grundschüler*innen ins Leben gerufen wurde.
     
  2. Wählen Sie digitale Angebote hinsichtlich des Lernsettings der Schüler*innen aus: Im DigiBitS-Materialpool finden Sie fast 500 Apps, Webseiten und Unterrichtsmaterialien für Ihren digitalen Unterricht. Bei der Auswahl sollten Sie zukünftig immer das Lernsetting Ihrer Schüler*innen beachten: Einige Apps oder Webseiten eignen sich für das individuelle Lernen zuhause, bei anderen brauchen Schüler*innen Unterstützung und Begleitung von Lehrkräften in der Schule.
     
  3. Legen Sie Regeln für Videokonferenzen fest: Es häufen sich Berichte von Videokonferenzen, in denen Schüler*innen sich den Scherz erlauben, andere Schüler*innen aus dem Konferenzraum zu werfen oder die Lehrkraft stummzuschalten. Machen Sie sich mit den Möglichkeiten der Vergabe von Rollen in Videokonferenzen vertraut (z.B. Teilnehmende, Sprechende, Administration) und vergeben Sie entsprechende Rechte. Ist dies nicht möglich, legen Sie Regeln fest und setzen Sie diese durch.
     
  4. Wählen Sie ein Videokonferenz-Tool, das zu Ihren Lernzielen passt: Sollten Sie kurz vor der Entscheidung stehen, ob Sie Videokonferenzen einsetzen, recherchieren und prüfen Sie verschiedene Anbieter. Nutzen Sie die kostenfreien Testversionen. Nutzen Sie auch weitere Funktionen, wie z.B. Umfragen, Präsentationen, Handzeichen oder Whiteboards, um Ihre Lernziele im digitalen Klassenraum zu erreichen.
     
  5. Nutzen Sie Videokonferenzen auch in der Schule: Falls Ihre Klasse geteilt wurde und ein Teil zuhause unterrichtet wird: Warum den Schulunterricht nicht auch als Livestream anbieten und die Schüler*innen zuhause in den Unterricht digital einbinden? Sollten Sie dies in Erwägung ziehen, sicheren Sie sich ab, durch Einverständniserklärungen hinsichtlich des Datenschutzes. Nutzen Sie, wenn möglich, Videokonferenz-Tools, die mit einem sicheren Passwort geschützt werden können, sodass keine Unbefugten zuschauen können.
     
  6. Bieten Sie einen digitalen Elternabend an: Warum nicht einmal einen Elternabend digital stattfinden lassen? Laden Sie Eltern zu einer Videokonferenz ein. Das spart Anfahrtswege. Und Sie können die Chance nutzen, Ihren digitalen Unterricht zu erklären und Fragen zu beantworten.
     
  7. Ermöglichen Sie Zusammenarbeit durch digitale kollaborative Tools: Gemeinsam lernt es sich besser. Jeder Austausch fördert das Erreichen von Lernzielen. Das ist allgemein bekannt. Wie kann das gelingen, wenn Schüler*innen allein zuhause sind oder in der Schule einen Abstand einhalten müssen? Die Lösung liegt nah: Nutzen Sie digitale Tools, um Schüler*innen z. B. anzuregen, kollaborativ Texte zu bearbeiten. Einige Lernplattformen mit integrierter Cloud ermöglichen auch das gemeinsame Arbeiten an umfangreicheren Dokumenten, z. B. Präsentationen, Mind-Maps oder Zeichnungen. Nutzen Sie diese.
     
  8. Feedback und Wissensabfrage online: In einem digitalen Unterricht, sei es im Fachunterricht in der Schule oder im Fernunterricht, können Sie Schüler*innen anregen, ihr Wissen zu testen, an Umfragen teilzunehmen oder Feedback zu geben. Nutzen Sie dafür die Empfehlungen in den DigiBitS-Tooltipps.
     
  9. Setzen Sie Lern- und Erklärvideos ein: Sie müssen Schüler*innen nicht immer alles selbst erklären. Auf vielen Videoportalen es zahlreiche Lern- und Erklärvideos, die Sie in Ihre Lernplattformen einbauen können. Nutzen Sie z.B. die Lernvideos des Bayrischen Rundfunks. Diese können von bayrischen Schulen auch in die Lernplattform mebis integriert werden. Alternativ gibt es auch viele Lernvideos bei YouTube, auch werbefrei, z.B. auf dem öffentlich-rechtlichen Kanal „musstewissen“, bei Lehrer Schmidt oder Daniel Jung. Für Grundschulen steht das Videoarchiv von fragfinn.de zur Verfügung.
     
  10. Tauschen Sie sich mit Kolleg*innen aus: Sie sind nicht allein. Fragen Sie Ihre Kolleg*innen und tauschen Sie sich gemeinsam im Team über Ideen aus, den Unterricht digital zu gestalten. In sozialen Netzwerken finden Sie weitere Unterstützung von Kolleg*innen bundesweit, z.B. im #Twitterlehrerzimmer. Und natürlich steht Ihnen auch das DigiBitS-Team mit Rat und Tat zur Seite.

Wie kann ein sicherer digitaler Fern- und Präsenzunterricht gewährleistet werden?

Bei allen Überlegungen sind grundlegende Aspekte der IT-Sicherheit zu beachten:

  • Datenschutz und Datensicherheit: Bei der digitalen Transformation der Schulen müssen Aspekte der Datensicherheit und des Datenschutzes ernst genommen haben. Die Datenschutzbeauftragten der Länder haben in den letzten Wochen Empfehlungen für den Einsatz von Videokonferenzen herausgegeben, aber auch für die Nutzung von Lernplattformen. Diese wurden den Schulen von den Kultusministerien zugestellt. Beachten Sie die Hinweise. Nehmen Sie deren Warnungen ernst. Grundsätzlich gilt: Nutzen Sie keine Tools, die personenbezogene Daten im Ausland speichern oder an Unbefugte weitergeben. Sichern Sie sich ab, indem Sie unterschriebene Einverständniserklärungen der Erziehungsberichtigten vor dem Einsatz einholen.
     
  • Digitale Angebote prüfen: Zurzeit befinden sich zahlreiche neue digitale Bildungsangebote auf dem Markt, die mit ihrer Kostenfreiheit werben. Bevor Sie eine neue Lernapp oder eine kommerzielle Lernplattform einsetzen, studieren Sie die Funktionen und Geschäftsbedingungen. Ist die Lernplattform in den nächsten Jahren weiterhin kostenfrei nutzbar? Wo und wie werden die personenbezogenen Daten gespeichert? Gibt es gar In-App-Käufe, müssen Zahlungen getätigt werden, um Funktionen freizuschalten? Gibt es andere Lernplattformen, die die gleichen, vielleicht sogar mehr Funktionen anbieten, aber wesentlich günstiger oder gar dauerhaft kostenfrei sind?
     
  • Werbung unterbinden: Auch im digitalen Unterricht gilt: Werbung ist ein No-Go. Das gilt vor allem für kommerzielle Apps und Webseiten.

Es ist zurzeit nicht absehbar, wann die Schulen wieder für alle Klassen geöffnet werden. Fest steht aber: Die Digitalisierung des Unterrichts erfordert von Ihnen als Lehrkraft Kreativität und Organisationstalent. Lassen Sie sich dabei nicht entmutigen.

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